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AfD-Geheimtreffen: Gastgeberin kaufte Schloss bei Freiberg

Die Geschäftsfrau und Biologin Mathilda Martina Huss aus Potsdam will Schloss Reinsberg zu einem Wissenschaftszentrum machen. Doch jetzt gerät sie ins Zwielicht.

Für die kleine mittelsächsische Gemeinde Reinsberg war es ein Glücksfall: Eine Firma aus Potsdam kaufte im Sommer 2021 Schloss Reinsberg. Geschäftsführerin Mathilda Martina Huss kündigte an, sie wolle aus dem baufälligen Denkmalobjekt bei Freiberg ein wissenschaftliches Tagungszentrum mit Hotel machen. Medienberichte bringen sie jetzt jedoch unter Druck: Huss war in Potsdam Gastgeberin eines Geheimtreffens der AfD mit Vertretern der radikalen Rechten. Zudem soll sie intensiv mit der rechtsextremen Szene vernetzt sein.

Was die Gastgeberin zum Geheimtreffen im Gästehaus Lehnitzsee sagt

Nach Recherchen des Medienhauses Correctiv trafen sich im November in Potsdam Politiker der AfD mit dem bekanntesten Vertreter der rechtsextremen Identitären Bewegung, Martin Sellner. Dabei ging es um einen „Masterplan“ Migrationspolitik zur Vertreibung von Millionen Menschen. Das Treffen fand im Gästehaus Lehnitzsee bei Potsdam statt. Es befindet sich auf dem Gelände des historischen Landhauses Adlon, das Mathilda Martina Huss und ihrem Ehemann gehört. Huss sagte am Donnerstag der „Freien Presse“, sie habe von dem AfD-Treffen keine Kenntnis gehabt, die Buchung des Gästehauses sei über ihr Management gelaufen. „Ich wusste nichts von den Gästen, die da eingeladen worden sind.“ Man vermiete grundsätzlich nicht an die AfD, weil dies geschäftsschädigend sei. Einer Mitarbeiterin sei als Konsequenz gekündigt worden.

Die Reinsberger Schlossherrin war allerdings zuvor bereits durch einen anderen Medienbericht ins Zwielicht geraten. Mathilda Martina Huss, so heißt es in einem Artikel, der kurz vor Weihnachten bei „Zeit online“ erschien, habe in der Vergangenheit auf ihrem Anwesen in Potsdam Politiker der AfD, deren Jugendorganisation Junge Alternative, aber auch Aktivisten der Identitären Bewegung sowie Vertreter weiterer rechter Organisationen empfangen. Zudem soll die promovierte Biologin unter einem Pseudonym im Internet zu umstrittenen Rassethemen publizieren und als Forscherin in Interviews auftreten.

Mit AfD-Politiker Maximilian Krah „privat im freundlichen Austausch“

Zu den Recherchen von „Zeit online“ sagte Huss der „Freien Presse“: „Die meisten der Vorwürfe sind Zeitungsenten.“ Vor einiger Zeit habe sie ein Mitarbeiter verlassen, „der nun Dreck wirft“. Über ihre eigene Haltung zur AfD hält sich die Reinsberger Schlossherrin bedeckt: „Meine politischen Ansichten sind Privatangelegenheit.“ Zugleich räumt sie allerdings persönliche Kontakte zu Maximilian Krah ein. Der Dresdner ist Mitglied im AfD-Bundesvorstand und Spitzenkandidat bei der Europawahl, er vertritt völkisch-nationalistische Positionen und verkehrt in Kreisen der Neuen Rechten. Mit Maximilian Krah sei sie „privat im freundlichen Austausch“, sagte Huss.

Schon 2019 wollten Rechtsextremisten auf Schloss Reinsberg einziehen

In Reinsberg sagte Bürgermeister Markus Buschkühl (parteilos), er habe nach Erscheinen des ersten Medienberichts mit Huss telefoniert. Diese habe alle Vorwürfe bestritten. Es falle ihm derzeit schwer, sich ein klares Bild von der Schlossbesitzerin zu machen. Extremistische Bestrebungen gleich welcher Art lehne die Gemeinde ab.

Schloss Reinsberg war bereits im Jahr 2019 ins Visier von Rechtsextremisten geraten. Damals wollte ein Software- und Immobilienunternehmer das Objekt erwerben und an Aktivisten der Identitären Bewegung vermieten. Als die Pläne bekannt wurden, nutzte die Gemeinde das Vorkaufsrecht. Der Kaufpreis von 500.000 Euro bedeutete allerdings eine hohe finanzielle Belastung für die kleine Kommune mit 2800 Einwohnern. Für eine Sanierung wäre kein Geld dagewesen. Mit dem Weiterverkauf an das Paar aus Potsdam konnte eine finanzielle Notlage abgewendet werden.